Vademecum – Handreichung für wissenschaftliche Arbeiten am Lehrstuhl Empirische Kommunikationsforschung (Prof. Andreas Fahr)
3.3 Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit
Deckblatt
Das Deckblatt enthält folgende Angaben:
Universität, Name des Departements; Seminartitel; Art der Arbeit; Name(n) Dozent:innen; Titel der Arbeit; Name(n) Autor:innen; Postadresse; E-Mail-Adresse; Matrikelnummer; Datum der Einreichung der Arbeit
Die Angaben auf dem Deckblatt müssen zentriert sein!
HINWEIS
Ein Musterdeckblatt befindet sich im Anhang B.1.
Inhaltsverzeichnis
Das Inhaltsverzeichnis enthält die Kapitel und Unterkapitel mit den zugehörigen Seitenzahlen. Die einzelnen (Unter-) Kapitel sind dezimal zu nummerieren – immer ohne Punkt am Ende (1, 1.1, 1.1.1). In der Regel besteht ein Kapitel aus max. drei Ebenen (1.1.1). Unterkapitel behandeln einen spezifischen Aspekt eines Kapitels. Dabei muss es auf jeder Ebene immer mind. 2 Unterkapitel geben – sonst wird kein eigenes Unterkapitel angelegt, d.h. wenn es 1.1 gibt, muss es auch 1.2 geben.
ACHTUNG
Ein neues Kapitel sollte erst dann begonnen werden, wenn der Inhalt auch mehr als mindestens eine halbe Seite füllt. Ansonsten sollte mit Absätzen gearbeitet werden. Entsprechendes gilt auch für Absätze - hier sollte ein kompletter Gedankengang ausgeführt und nicht nur nach jeder Aussage die Return-Taste betätigt werden. Das behindert den Lesefluss und wirkt sich auch nicht positiv auf die Argumentationskurve aus.
Einleitung
Die Einleitung ist nicht mit einem Vorwort zu verwechseln. Zweck der Einleitung ist es, die Themenwahl wissenschaftlich zu begründen (ca. 1 Seite) und das weitere Vorgehen zu skizzieren (ca. ½ Seite). Persönliche Beweggründe für die Beschäftigung mit einem Thema haben in einer Einleitung nichts zu suchen. Folgende Punkte werden in einer Einleitung behandelt:
Problemstellung: Wissenschaftliche und/ oder gesellschaftliche Relevanzbegründung; übergeordnete Fragestellung; Formulierung des Untersuchungsproblems
Grobe thematische Einordnung, Forschungskontext
(Abriss zum Vorgehen (Methode, Untersuchungsmaterial, Aufbau der Arbeit))
ACHTUNG
In den Einleitungsteil gehören noch keine konkreten Hypothesen. Forschungsfrage und Hypothesen sind in den Theorieteil zu integrieren und gehören entweder an das Ende des Theorieteils in einem gesonderten Abschnitt; oder sie werden im Theorieteil nach nach und nach entwickelt und dort explizit formuliert.
Theorieteil
Hierfür sollte idealerweise ein inhaltlicher Titel vergeben werden. Im Theorieteil werden in Bezug auf die Fragestellung relevante Theorien sowie bestehende Forschungsergebnisse vorgestellt. Auf Basis dessen lassen sich wiederum Forschungslücken aufzeigen und die eigenen Fragestellungen ableiten:
Darstellung der für das Themengebiet bzw. den Untersuchungsgegenstand relevanten Theorien, immer mit Blick auf die Forschungsfrage/das konkrete Forschungsprojekt. Sie sollen keinen historischen Überblick über die Forschungstheorie schreiben.
Forschungsergebnisse bzw. Stand der bisherigen Forschung zum Thema (und zu verwandten Themengebieten).
Versuchen Sie hier, möglichst nahe an Ihrem Thema zu sein. Wenn Sie z.B. parasoziale Beziehungen mit Sportler:innen untersuchen, dann stellen Sie auch Studien vor, welche solche Arten von parasozialen Beziehungen untersuchen und füllen Sie nicht drei Seiten mit Studien zu PSB mit Nachrichtensprecher:innen.Wenn Sie verwandte/nahe Studien vorstellen, dann erklären Sie auch, weshalb z.B. die Resultate der Studie von PSB mit Nachrichtensprecher:innen für Ihr Forschungsprojekt relevant ist, auch wenn die Untersuchung in einem anderen Kontext stattgefunden hat.
Aufzeigen von Forschungslücken und Ableitung der Fragestellung(en), ggf. Hypothesen und / oder ggf. Modellbildung
Das sollte anhand der Aufarbeitung der Forschungsergebnisse geschehen. Zum Beispiel kann sich dabei zeigen, dass parasoziale Beziehungen und deren Wirkung auf das eigene Sportverhalten zwar mit Kandidat:innen von "The Biggest Loser" untersucht worden ist, Studien zu PSB mit Fitness-Influencer:innen jedoch noch nicht gemacht worden sind.
Oder Sie leiten basierend auf mehreren vorgestellten Studien Ihre eigenen Hypothesen ab. Z.B. Studie A hat den Zusammenhang zwischen Identifikation mit dem Schauspieler und der Kaufintention des Produkts nach dem Schauen eines Werbeplakats untersucht. Studie B hat denselben Zusammenhang mit unbekannten Personen als Testimonials untersucht. Sie erstellen nun ein Experimentaldesign indem Prominenz (nicht prominent - prominent) experimentell manipuliert wird und der Einfluss auf die Identifikation sowie die anschliessende Kaufintention untersucht wird.
Methode
Im Methodenteil der Arbeit wird zunächst das Forschungsdesign (z. B. Experiment; Querschnitt- /Längsschnittstudie) beschrieben, das zur Beantwortung der Fragestellung(en) bzw. zur Prüfung der Hypothesen gewählt wurde. Der Methodenteil ist eher technisch formuliert, d.h. es geht hier in erster Linie um die Präzision der Begriffe (z. B. Quasi-Experiment, Vollerhebung etc.) und weniger um leserfreundliche Formulierungen (siehe auch: DGP, 2016, S. 30). Das Methodenkapitel ist sehr wichtig, um zu verstehen, WAS Sie genau WIE gemacht haben. Deshalb muss es viele Informationen umfassen und für das wissenschaftliche Arbeiten ist es essentiell, dass es möglichst komplett ist.
Inhalte des Methodenteils sind: (Achtung: Das ist eine Übersicht und je nach Studiendesign/Arbeit braucht es alle der Unterkapitel oder nicht. Auch eine Änderung der Reihenfolge oder das Zusammenfügen von einzelnen unten aufgelisteten Unterkapiteln kann teilweise Sinn machen. Falls Unsicherheit besteht, dann sprechen Sie diese mit uns ab.)
Forschungsdesign
Beschreibung des gewählten Forschungsdesigns (z.B. Experiment, Panelbefragung, Querschnitt/Längsschnitt) und der Methode (z.B. Online-Befragung, Inhaltsanalyse)
Beschreibung des Stimulusmaterials / Konstruktion der unabhängigen Variablen in Experimenten
Durchführung: Unter welchen Bedingungen fand die Untersuchung statt? --> Diese Angaben sind wichtig, damit Dritte die methodische Qualität (Transparenz, Offenheit und Vollständigkeit) der Arbeit einschätzen können
Untersuchungsinstrument: z. B. Aufbau des Fragebogens
Operationalisierung: Wie wurden die Konstrukte durch Indikatoren gemessen, die zur Beantwortung der Fragestellung(en) notwendig sind? Literaturverweise auf Herkunft der Skalen einfügen; Mittelwert, SD und und Cronbachs Alpha für Indizes berichten.
Angaben zum Pretest, desssen Konsequenzen sowie ggf. zur angenommenen Validität (falls ein Pretest durchgeführt wurde, z.B. bei Experimenten als Test des Stimulusmaterials)
Grundgesamtheit und geplante Stichprobe hieraus oder Fallauswahl, Zusammensetzung der realisierten Stichprobe. Hier gehören Informationen zur Stichprobe rein: Alter, Zusammensetzung Geschlecht/Bildung/Sprache der Stichprobe. Je nach Thema kann es auch sinnvoll sein, weitere Informationen zur Stichprobe zu integrieren, z.B. in einer Studie über Binge-watching können hier auch Informationen zum Nutzungsverhalten der Teilnehmer:innen bekanntgegeben werden (wie oft schauen sie allgemein TV/Streaming, wie oft betreiben sie allg. binge-watching, gibt es Unterschiede nach Geschlecht, etc.).
Datenbereinigung: Angaben zur Auswahl, Bereinigung der Daten. Das ist notwendig, um Transparenz herzustellen und allenfalls die Anpassungsschritte zu begründen.
Datenauswertung: Grundsätzliches zur Auswertung der Daten (falls notwendig).
Ergebnisse
In das Kapitel der Ergebnisse gehören:
Eine Darstellung der Ergebnisse inkl. zentraler Tabellen und Abbildungen (siehe Kapitel 4)
Die Beantwortung der Forschungsfragen und der Hypothesen (siehe Kapitel 3.3)
Diskussion
Die Diskussion ist eine kurze (!) Zusammenfassung der zentralen Befunde der Arbeit (nicht alle, nur die Kernbefunde) mit Rückbezug zur Theorie → Wiederholen Sie nicht nur die zentralen Ergebnisse, sondern nehmen Sie einen grösseren Blickwinkel ein („The Bigger Picture“).
Diskussion der Bedeutung der Ergebnisse
Herstellung eines Bezugs zwischen den Ergebnissen und der eingangs diskutieren Theorie
Kritik der Arbeit (methodisch, inhaltlich etc.): Sagen Sie, was in einer weiteren Untersuchung hätte (besser) gemacht werden sollen (Konstruktspezifikation, Messung, Stichprobe, Analyse etc.) und warum. Machen Sie evtl. auf Stichprobenprobleme und Convenience-Samples aufmerksam – schieben Sie aber nicht alles unbedacht der Stichprobe in die Schuhe. Seien Sie konstruktiv und vermeiden Sie eine seitenlange Kritik.
Anregungen für weitere Untersuchungen, Ausblick
Literaturverzeichnis (Siehe auch Kapitel 5.2)
Das Literaturverzeichnis beinhaltet alle in der Arbeit zitierte Literatur (und nur diese!). Die Literatur wird in alphabetischer Reihenfolge (nach Familiennamen Autor:in bzw. Herausgeber:in) korrekt und einheitlich dargestellt. Eine Aufteilung nach Art der Quellen (z. B. nach Monographien, Fachzeitschriften, Internetquellen etc.) sollte vermieden werden.
Anhang
In den Anhang der Arbeit gehören:
Tabellen und Abbildungen, die aus Relevanz- und Platzgründen nicht im Ergebnisteil enthalten sind
Erhebungsinstrumente, z. B. Interview-Leitfaden oder Codebuch
Transkripte, z. B. von Interviews oder Syntax
Untersuchungs- oder Quellenmaterial, das nicht allgemein zugänglich ist
Im Textteil der Arbeit muss an entsprechender Stelle, z. B. bei der Erwähnung von Ergebnissen oder Abbildungen, auf den Anhang hingewiesen werden, z. B. "Anhang A1".
Der Anhang ist, sofern er aus mehreren Elementen (Abbildungen, Tabellen, Fragebogen etc.) besteht, zu gliedern und mit einer neuen Seitennummerierung (Römische oder arabische Ziffern) zu versehen. Diese Angaben sind im Inhaltsverzeichnis aufzuführen – oder der Anhang erhält ein separates Inhaltsverzeichnis zu Beginn des Anhangs.
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