Vademecum – Handreichung für wissenschaftliche Arbeiten am Lehrstuhl Empirische Kommunikationsforschung (Prof. Andreas Fahr)
3.1 Grundsätzliches zum Verfassen einer empirisch orientierten Forschungsarbeit
“Assemble means to put together, whereas collect means to gather together.” Don`t forget to assemble your collection of studies, information, fragments, ideas, perspectives, etc. into a coherent and comprehensible line of reasoning.
An dieser Stelle möchten wir auf einen zentralen Punkt hinweisen, den Forschungsberichte, die eine empirische Analyse zum Gegenstand haben, unterscheidet von Theorie-, Proseminar- oder Hauptseminararbeiten.
In solchen klassischen Arbeiten bearbeiteten Sie üblicherweise ganz generell ein Thema oder ein Konzept, das Sie definieren, von allen Seiten beleuchten und umfassend beschreiben. Sie definieren das „Phänomen“, geben vielleicht einen geschichtlichen Überblick, schildern den aktuellen Forschungsstand und fassen dann die wesentlichen Punkte zusammen.
Die Gliederung eines Forschungsberichts über eine empirische Forschung (egal ob Forschungsseminar-, BA- oder MA-Arbeit) folgt üblicherweise NICHT dieser Gliederung. Sie geben KEINEN allgemeinen Überblick über die Konstrukte, deren geschichtliche Entwicklung usw. Vielmehr formulieren Sie eine generelle Forschungsfrage und ein Forschungsmodell, das Konstrukte und Abhängigkeiten (Hypothesen) enthält. Die ganze Arbeit/Argumentation wird dann auf diese Fragestellung hin ausgerichtet.
Versuchen Sie deshalb stets, sich unmittelbar entlang Ihrer Forschungsfrage zu bewegen. Die Arbeit sollte so gegliedert sein, dass die Inhalte und Argumentationen auf das Modell hinführen. Generelles zu verwendeten Konzepten ist wegzulassen bzw. so kurz zu halten, was zum Verständnis Ihrer Frage/Hypothese notwendig ist. Dann aber müssen Sie argumentieren, welchen Einfluss zum Beispiel Seriennutzung auf Parasoziale Beziehungen (PSB) hat. Das Interesse Ihrer Arbeit (z.B. die Effekte von binge watching auf Unterhaltungserleben) muss stets leitend für die Auseinandersetzung mit Parasozialen Beziehungen sein. Es geht nicht darum, alles aufzuschreiben, was Sie zu PSB gelesen haben, sondern nur das, was wichtig ist, um Binge watching und PSB verbinden zu können. Je allgemeiner, desto knapper. Je näher an Ihrer Forschungsfrage, desto detaillierter und ausführlicher. Nun können und sollten Sie dann auch unmittelbar Fragen oder besser noch Hypothesen ableiten. Am besten jeweils nach dem gerade diskutieren Argumentationsstrang (aus A folgt B). Dann können Sie zum nächsten Abschnitt übergehen, der idealerweise auf dem vorherigen (B) aufbaut und ihre Idee weiterentwickelt oder ausdifferenziert (C). Wenn Sie ein Bild malen wollen, beginnen Sie ja auch nicht damit, grundsätzlich die Farbtheorien zu erläutern, sondern Sie erklären, warum sie gerade diese Farben ausgewählt haben und wie und warum sie sie so und nicht anders zusammengesetzt haben.
Verbinden Sie die verschiedenen Absätze / Abschnitte miteinander und schaffen Sie inhaltliche Übergänge. Eine Arbeit mit rotem Faden und Argumentationslinie besteht nicht aus der Aneinanderreihung von Gedankensplittern, die dann der Leser/in zusammenbringen soll.
Summa summarum: Bei einer empirischen Forschungsarbeit führt die GESAMTE Argumentation auf die Formulierungen der Forschungsfrage und der Hypothesen hin. Fragen Sie sich immer: Brauche ich diese Information, um die Relevanz meiner Arbeit, meine Forschungsfrage oder Hypothese zu begründen? Wenn nicht, lassen Sie diese weg.
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3. Forschungs-, Seminar- und Abschlussarbeiten
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